Je genauer eine Rolle in das Bewusstseinsmuster eines Schauspielers passt, desto authentischer wird sie dargestellt. Dazu gehört nicht nur das Bewusstsein für die eigenen emotionalen und physischen Erfahrungen, sondern auch das logische Verständnis für die Gesamtheit der Gefühlszustände einer Rolle! Genau das kann man mit Disziplin, Schärfung der Wahrnehmung und Anleitung erlernen.
Ist dieses Verständnis nur in Ansätzen vorhanden oder mit persönlichen Auswirkungen einer verschobenen, unfertigen Bewusstseinswahrnehmung durchsetzt, wirken die Charaktere hölzern, übertrieben und innere Gefühlszustände werden durch äußerliche Merkmale ersetzt oder überspielt.
Die wahrhaftige Tiefe des Spiels und die eigene Erfahrung des Bewusstseins liegen nur einen Herzschlag auseinander. Erst das Loslassen des Versuches die Rolle mit vorgeschobenen Selbstbildern zu füllen, und den Platz für das echte Gefühl freizugeben, löst die Verspannung, die den Schauspieler zu einer authentischen Persönlichkeit macht.
Es ist nicht mehr das einfache Spielen von Charakteren und Emotionen, die ein scheinbares Selbst im Leben widerspiegeln, sondern die Erkenntnis, dass das wahre ICH nicht durch die Identifikation des persönlichen Ausdrucks mit einer verfälschten äußeren Welt entsteht.
Das Bewusstsein für unsere ureigenen Gefühle verleiht die Freiheit das eigene Selbst zu erfahren und den Kreis zu unserer geschaffenen Umwelt zu schließen.
Die betreute Annäherung an die eigene Gefühlswelt mit ihren Höhen und Tiefen und der Neuorientierung an das eigene Selbst ohne verfälschte Bilder, die im Außen nach Bestätigung suchen, gibt uns endlich das befriedigende Gefühl der inneren Ruhe und Selbstfindung. Die betrachtende Erfahrung der eigenen emotionalen Welt ist der Schlüssel zum reinen Bewusstsein in der realen Welt und auf der Bühne.